Pohl: Tag der Selbstbestimmung aktueller denn je!
Pressemitteilung vom 12.03.2019
Kaufbeurer Landtagsabgeordneter bei zentraler Gedenkveranstaltung zum 4. März 1919 in der Münchner Residenz
Vor 100 Jahren, am 4. März 1919, fand die konstituierende Sitzung der Nationalversammlung der österreichischen Hauptstadt Wien statt. Da die tschechischen Besatzer eine Teilnahme der Sudetendeutschen an diesen Wahlen verhindert hatten, demonstrierten diese für ihre Selbstbestimmung und den Verbleib bei Österreich und gegen die tschechische Besatzungsmacht. Die Demonstrationen wurden blutig niedergeschlagen, 54 Menschen verloren ihr Leben. Seitdem wird dieses Ereignis als Tag der Selbstbestimmung begangen. Bernhard Pohl, Sprecher der Freie Wähler-Landtagsfraktion für Vertriebenenfragen, nahm als Vertreter seiner Fraktion am zentralen Gedenktag in der Allerheiligen Hofkirche in München teil. Für ihn besitzt der Gedenktag nach wie vor höchste Aktualität: „Auch wenn das 20. Jahrhundert mit zwei schrecklichen Weltkriegen und zwei grausamen Diktaturen in Europa, dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus, überwunden ist, haben wir in Europa noch eine ganze Menge Baustellen. Die völkerrechtswidrige Besetzung der Krim und der Ostukraine durch Russland, die nach wie vor ungeklärte Problematik im Kosovo, aber auch die Wahrung der Minderheitenrechte nicht zuletzt auch der Deutschen in Osteuropa sind wichtige Herausforderungen, die es zu lösen gilt.“ Europa habe, so Pohl, hier einiges bewirkt, auch das Wiederaufleben zwischenmenschlicher Kontakte und die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene seien hier positiv hervorzuheben.
Ein besonderes Augenmerk gelte dem Verhältnis zwischen den Sudetendeutschen und den Tschechen. „Wir sind gerade dabei, die Beziehung zwischen Bayern und Tschechien auf eine neue Grundlage zu stellen. Die Sudetendeutschen, Bayerns vierter Stamm, spielen dabei eine herausragende Rolle. In Vertriebenenverbänden und insbesondere auch in vielen engagierten Menschen außerhalb einer Organisation, verdanken wir unheimlich viel. Unser Ziel muss es sein, ein neues Kapitel aufzuschlagen und eine bayerisch-tschechische Freundschaft zu entwickeln, ohne die grausamen Verbrechen der Vertreibung und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auszublenden. Kaufbeuren und Gablonz an der Neiße sind hier auf dem besten Wege dazu; die Städtepartnerschaft kann beispielgebend sein für andere“, betont Pohl.
Der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete fungiert seit über zehn Jahren als Sprecher seiner Fraktion für Vertriebenenfragen. Er hat seiner Fraktion immer die besondere Rolle klargemacht, die Kaufbeuren und Gablonz bei dem Aussöhnungsprozess bespielen. „Ich werde noch in diesem Jahr eine Fahrt meiner Landtagsfraktion nach Tschechien organisieren. Dabei möchte ich auch einen Besuch in Gablonz an der Neiße einbauen. Gablonz, eine tschechische Vorzeigestadt im Isergebirge mit außergewöhnlichen Leistungen der Wirtschaft, dem Sport und der Kultur hat durch die Vertreibung einen unglaublichen Verlust hinnehmen müssen. Kaufbeuren wurde durch die Ansiedlung der Heimatvertriebenen zum großen Gewinner. Die sich laufend intensivierenden freundschaftlichen Kontakte beider Städte lassen für die Zukunft aber beide zum Sieger werden, wenn wir es richtig anpacken. Was im Kleinen für Gablonz und Kaufbeuren gilt, soll im Großen auch im Verhältnis zwischen Bayern und Böhmen entstehen. Ein fruchtbarer Austausch der Menschen, der Unternehmen, der Kultur und des Sports, das ist für alle Seiten ein echter Mehrwert“, so Pohl abschließend.
Bei dem Empfang in der Münchner Residenz hat Pohl, der im Stiftungsrat der Sudetendeutschen Stiftung sitzt, wichtige Gespräche für die künftige Konzeption des Sudetendeutschen Museums als Klammer der Regionalmuseen, des Isergebirgsmuseums in Kaufbeuren-Neugablonz und des Egerlandmuseums in Marktredwitz, geführt. Die lebendige Gestaltung dieses Stücks sudetendeutscher Erinnerungskultur liegt ihm besonders am Herzen.