Frustfoul!

 In Was mich beschäftigt

Es gab einmal einen jungen Mann, der sich aus dem württembergischen Teil Schwabens in das bayerische Schwaben gewagt hat, um dort als Richter Karriere zu machen. Das scheint ihm nicht so ganz gut gefallen zu haben, denn er hat schnell die Seiten gewechselt, in die Politik. Und dann auch noch in die SPD – in Bayern!
Trotzdem hat er sich durchgebissen: Bürgermeister in Füssen, Oberbürgermeister in Augsburg und zuletzt zehn Jahre Abgeordneter im Bayerischen Landtag – das ist schon beachtlich. Sein Karriereende hatte er sich anders vorgestellt, aber die Wähler haben bei der letzten Landtagswahl seinen Vertrag nicht verlängert.
Eigentlich ist der Paul ein eher friedlicher Zeitgenosse. Keiner wie Herbert Wehner mit der Pfeife im und dem Schaum vor dem Mund. Oder, in der Fußballersprache, einer, der eher durch einen klugen Diagonalpass glänzte als mit rustikalem Körpereinsatz.
Aber auch der Paul ist nicht frei von Schwächen. Eine davon besteht in der Pflege eines Feindbildes, und so ist sein emotionaler Zugang als Sozialdemokrat zu den Freien Wählern vergleichbar mit den Emotionen von Sascha Mölders, dem Kapitän der Münchner Löwen gegenüber dem FC Bayern.
Am Montag letzter Woche ist dann etwas passiert, was seine Genossenseele so richtig zum Kochen brachte: Ausgerechnet in Schwangau – für ihn als Füssener ohnehin schwieriges Terrain – fand ein Informationsgespräch von Hoteliers, Vermietern von Ferienhäusern und des örtlichen Tourismus statt, und sie hatten nicht etwa den Paul, sondern Abgeordnete der Freien Wähler geladen. Und, noch viel schlimmer: Die Presse hat sogar darüber berichtet, dass ich mit meinen Kollegen Alexander Hold und Dr. Leopold Herz einige Tage vor der Wiedereröffnung der Hotels und Außengastronomie wissen wollte, wo den Betroffenen noch der Schuh drückt und wo noch nachgesteuert werden muss.
Nun, das führte dann bei Paul endgültig zum inneren Vulkanausbruch. Was bilden sich die ein? Die tun ja gerade so, als wären sie wichtig! Dabei sind Freie Wähler doch das Überflüssigste, was es gibt in der Politik. Der einzig bedeutende Politiker seit König Ludwig II. war und ist Paul Wengert! Eine Riesensauerei!
Paul überlegte, wie er sich für diesen Frevel rächen konnte. Da kam ihm die Idee: Ich zeige sie bei der Landrätin an, weil sie gegen Corona-Regeln verstoßen haben. Die sollen gefälligst zu Hause bleiben und niemanden mit ihren politischen Ideen anstecken. Die Ideen sind ja fast genauso schlimm wie das Virus selbst. Ja, so machen wir‘s!
Aber Paul, sprach die innere Stimme, das sind doch gewählte Abgeordnete. Ist es nicht deren Beruf, sich mit den Betroffenen über die politischen Maßnahmen auszutauschen, die vom Parlament beschlossen und von der Regierung umgesetzt werden? Das hast du doch auch immer gemacht, oder? Ja, das stimmt schon, entgegnete Paul. Das ist ja wohl etwas anderes! Das sind doch die Freien Wähler, die sind überflüssig wie ein Kropf. Parlamentarier? Nur weil sie irgendjemand gewählt hat? Da könnte ja jeder kommen, und überhaupt, früher gab’s nur die SPD und die CSU, später auch dann notgedrungen auch die Grünen.
Die Truppe vom Aiwanger, das sind eigentlich keine echten Abgeordneten. Der einzige wirkliche Abgeordnete im Raum Füssen …
Ja, ich weiß, spricht die Stimme. Aber als Parlamentarier hast du dich doch auch anders benommen, oder?
Ja, das war mein Fehler. Aber Fehler sind dazu da, dass man sie korrigiert, auch noch im hohen Alter. Man muss auch mal richtig Foulspielen. Die Schönspielerei, die führt zu nichts. Und außerdem kann mir ja auch nichts passieren: Meine Karriere ist zu Ende, ich stehe draußen. Wenn ich mal schnell aufs Spielfeld laufe, die drei Freien Wähler foule und dann vom Platz gehe, kann mich kein Schiedsrichter dieser Welt zur Rechenschaft ziehen.
Und die Moral von der Geschicht: Ich hatte einen zwischenzeitlich leider verstorbenen Kollegen im Bayerischen Landtag, Dr. Helmut Simon. Ich hatte immer einen guten persönlichen Draht zu ihm. Er hat mir auch Bürger in meine Sprechstunde geschickt, die bei ihm Rat gesucht haben. Er hat sich in Würde verabschiedet und nach wie vor am politischen Leben teilgenommen. Ich bin ihm hierfür sehr dankbar. Lieber Paul, vielleicht solltest du dich an diesem Vorbild orientieren!

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