Der Weltuntergang, ausgefallen! Wieder einmal ….

 In Aktuelles, Was mich beschäftigt
Ich werde heuer 57 Jahre alt. Eigentlich ein Wunder, wenn ich an die Vorhersagen denke, die seit meiner Schulzeit bis heute ein baldiges Ende der Menschheit und unseres Planeten vorhersagen.
„Wir sind jung, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut!“, skandieren die Demonstranten von „Fridays vor Future“. „Es gibt keinen Planeten B!“, plakatieren die Grünen. Was wollen sie damit sagen? Wenn wir weiterhin so mit unserer Erde umgehen, werden wir uns zu Grunde richten. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kommen mir diese Aussagen geradezu dezent und gemäßigt vor. In der Kollegstufe hatten wir einen Lehrer, der in schöner Regelmäßigkeit die Frage gestellt hat: Ist es heute noch zu verantworten, Kinder in die Welt zu setzen? Wir taten gut daran, dies mit einem betretenen Schweigen zu quittieren. Als einer meiner Schulfreunde nämlich mit einem beherzten JA antwortete, mussten wir uns die restliche Schulstunde einen Vortrag darüber anhören, dass der „Overkill“ diese Welt zerstört. Mit „Overkill“ meinte der Lehrer die Umsetzung des NATO-Doppelbeschlusses, der unter anderem die Stationierung von neuen Pershing- und Cruise-Missiles-Raketen durch das westliche Verteidigungsbündnis als Antwort auf die Hochrüstung des Warschauer Pakts vorsah.
Im Lateinunterricht haben wir uns einmal eine Bundestagsdebatte zum NATO-Doppelbeschluss angeschaut. Das griesgrämige Gesicht von Herbert Wehner statt den Liebesgedichten von Ovid. Pädagogisch nicht ungeschickt, denn danach waren Catull und Sallust deutlich höher im Kurs als zuvor. Zurück zur Bundestagsdebatte: Als mein Banknachbar, dessen Vater acht Jahre lang im Gefängnis von Bautzen von den Kommunisten gequält wurde, zu mir sagte, die Nachrüstungsgegner wüssten überhaupt nicht, was Sowjetunion heißt, sagte die Lehrerin mit einem fast schon panischen Unterton: Was wisst Ihr denn schon? Habt Ihr nicht Orwell gelesen? 1984, da sind wir alle tot! Ich habe ihr daraufhin ebenfalls emotional erwidert, ob sie nicht schon einmal darüber nachgedacht hat, sich in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Ich könnte mit dieser Angst nicht leben. Unser persönliches Verhältnis war seit diesem Zwischenfall, na ja, etwas angespannt.
Dann war da noch das Waldsterben. Schuld war natürlich unsere hemmungslose Konsumgier. Hinweise darauf, dass die Wälder vor allem im Grenzgebiet zur damaligen Tschechoslowakei oder zur DDR besonders schlimm aussahen und das wohl mit dem Sozialismus zu tun hat, wollte der Biologielehrer eher nicht hören. Jedenfalls wurde uns auch hier ein baldiges Ende der zivilisatorischen Errungenschaften vorhergesagt, und als einige das Lied „Burli“ von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung nicht als Kritik an Atomkraftwerken begreifen, sondern es einfach nur lustig fanden, wurden sie als ignorant bezeichnet. Und nicht zuletzt erinnere ich mich noch gut daran, dass das Erdöl noch 20, maximal 30 Jahre zur Verfügung steht. Wenn wir bis dahin keine Alternativen haben, geht es uns schlecht.
Diese Grundhaltung kam nicht nur von der Mehrheit der Lehrerschaft, sie war auch in der Gesellschaft weit verbreitet. Wir Schüler standen eher auf der anderen Seite und provozierten mit Aufklebern wie „Atomkraftgegner überwintern – bei Dunkelheit mit kaltem Hintern“.
Es waren politisch aufgeheizte Debatten. Einer meiner Freunde wurde von seiner Freundin verlassen, weil er sich zwei Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet hat. Zivildienstleistende galten bei anderen wiederum als Schwächlinge. Die einen rannten mit „Stoppt Strauß“-Plaketten herum, umgekehrt kursierte ein krudes „Rotbuch“, in dem behauptet wurde, dass Willi Brandt in Wahrheit Karl Frahm heißt (was stimmt) und dieser seinen Namen nur deshalb geändert hat, weil er als junger Mann in Lübeck einen Seemann erschlagen haben soll. Dagegen wirken die Fake News der heutigen Tage doch richtig harmlos!
Ich rufe diese Dinge aus meiner Jugend gerne einmal in Erinnerung, um eines zu zeigen: Der Evergreen „am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang“ eignet sich als Faschingslied, aber nicht als Lebensmotto und schon gar nicht für die Politik. Unsere Aufgabe ist es, Herausforderungen früh zu erkennen und ernst zu nehmen, daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und Lösungen aufzuzeigen. Ich finde, da sind wir in den letzten 40 Jahren schon ein Stück vorangekommen. Dennoch wünsche ich mir auch heute lösungsbezogene Diskussionen statt Panikmache und ungerechtfertigte Anschuldigungen. Was ist nun aus den Hiobsbotschaften meiner Jugend geworden? Die Wähler sind nicht verschwunden, Öl gibt es noch immer, der Wohlstand hat sich im Vergleich zu 1984, meinem Abiturjahr, erheblich gesteigert. Die Vorhersage meiner Lateinlehrerin hat sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil: Die konsequente Haltung Westeuropas un der USA zum NATO-Doppelbeschluss hat entscheidend dazu beigetragen, Russland und seine Satellitenstädte sowie die Länder Osteuropas vom Kommunismus zu befreien. Deutschland kann sich über die Wiedervereinigung freuen und wir können es uns erlauben, über solch wichtige Themen wie das Gendern zu streiten. An dieser Stelle auch mal ein großes Lob an die verantwortlichen Politiker und eine Absage an alle die nur Weltuntergangsstimmung verbreiten.
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