DVO: Güllen wird praxisfremd
Im Raum Günzach (Ostallgäu) formiert sich der Widerstand gegen die Form der bodennahen Gülleausbringung auf Grünland im Rahmen der Düngeverordnung / Unterschriften für eine Petition sollen großflächig im Berggebiet gesammelt werden / Landwirte hoffen auf solidarische Unterstützung
Die Gülleausbringung soll und ist über die Düngeverordnung reformiert worden. Im Grünland haben die Landwirte ihre Technik bereits auf eine grob-tropfige Ausbringung, meist über den Möscha-Verteiler, umgestellt. Aber auch Schlitz-, Schleppschuh- und Schlauchgeräte werden eigenmechanisiert, hauptsächlich aber überbetrieblich eingesetzt. Direkt auf die Grasnarbe ausgebrachte Gülle macht aber Probleme, weil diese „Würste“ nur bei starkem Regen komplett aufgelöst werden. So werden immer wieder Reste in der Futterernte festgestellt, die für die Tiergesundheit schädlich sind. Landwirt Rudolf Rauscher aus Günzach plädiert deshalb für eine funktionelle Gülleausbringung nach guter fachlicher Praxis mit z.B. dem bewährten Möscha-Verteiler. Er fordert hier eine Ausnahmegenehmigung wie es bereits im Oberallgäu gewährt wird. Bei einer Hangneigung von 20 Prozent, die ein Landwirt auf 30 Prozent seiner bewirtschafteten Gesamtfläche nachweisen muss, ginge das wohl. Doch die Forderung ist, das grundsätzlich im Berggebiet zu gestatten. Gerade kleinere Betriebe mit ungünstig zugeschnittenen Flächen bräuchten so eine Ausnahmegenehmigung, stellte Rauscher fest. Er möchte die Politik jetzt in die Pflicht nehmen, wenn sie es mit den Familienbetrieben ernst meint. Unterstützung bekommt er dabei von Landtagsabgeordnetem Bernhard Pohl. Der verweist auch darauf, dass Gülledüngen witterungsabhängig ist und deshalb die Eigenmechanisierung Vorteile hat. Aber das müsse bezahlbar sein, so Pohl. Siegfried Vetter aus Eggenbühl (Günzach) hat seit drei Jahren den Schleppschuhverteiler im Einsatz. Gerade bei Hanglagen sowie Bodenunebenheiten ist die Gülleverteilung mangelhaft und sein Fazit: „Die Gülle wächst an der Pflanze mit hoch.“ Er stellt bei dieser Methode auch mehr Bodendruck, mehr Kraftbedarf und einen höheren Zeitbedarf fest. Auf seinen Möscha-Verteiler schwört Manfred Dorn aus Obergünzburg, weil dann Gülledüngen zum optimalen Zeitpunkt möglich ist. Sich, wie gefordert, teure Technik anschaffen, würde für seinen Nebenerwerbesbetrieb das Aus bedeuten.
Nun soll eine Petition an den Bayerischen Landtag für Bewegung in der politischen Diskussion sorgen. Natürlich sind dazu auch Unterschriften notwendig. In einer ersten Infoveranstaltung am Freitag, 14. September, 20 Uhr im Gasthof „Hirsch in Günzach (Ostallgäu) sollen die Bäuerinnen und Bauern dazu Gelegenheit haben. Zuvor sollen die Argumente aus der Basis erläutert werden. „Wir wollen nicht, dass unsere Familienbetriebe durch Investitionen in nicht-praxisgerechte Technik und Bürokratismus kaputt gemacht werden,“ so die Landwirte auf einer Pressekonferenz zu diesem Thema. /hs