Nachruf zum Tode des Alt-Oberbürgermeisters

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Rudolf Krause hat Kaufbeuren wie kein Zweiter geprägt!

In tiefer Trauer, aber erfüllt von großer Dankbarkeit für sein beispielloses Lebenswerk hat uns die Nachricht vom Tod des Kaufbeurer Alt-Oberbürgermeisters Rudolf Krause erreicht. Er ist mit 90 Jahren in seiner Heimatstadt verstorben.
Seine große politische Karriere war ihm nicht in die Wiege gelegt. Als er kurz vor seinem 14. Geburtstag im Jahre 1945 aus dem schlesischen Löwenberg mit seiner Familie fliehen musste und schließlich ins Allgäu kam, standen das Überleben und die Eingewöhnung in eine neue Umgebung im Mittelpunkt. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Rechtspfleger studierte er Rechtswissenschaften und arbeitete erfolgreich als Rechtsanwalt. Er zeichnete sich schon damals, in den 1960er Jahren, durch eine hohe Sozialkompetenz aus. Er konnte Menschen zusammenbringen und durch seine Gabe als guter Zuhörer, aber auch als natürliche Autorität befrieden.
Am Anwaltsberuf hing sein Herz lebenslang, und so war er auch nach seiner Zeit als Oberbürgermeister noch hin und wieder in seinem alten Beruf tätig.
Rudolf Krause hat als Oberbürgermeister seine Stadt wie kein Zweiter geprägt. In den 1950er, 1960er und auch beginnenden 1970er Jahren war diese Stadt wie keine zweite in ganz Deutschland gewachsen. Die Heimatvertriebenen aus der Stadt und dem Kreis Gablonz an der Neiße hatten im Stadtteil Neugablonz die größte Vertriebenensiedlung Europas aufgebaut. Kaufbeuren war von einer beschaulichen Kleinstadt zu einer großen Stadt mit unterschiedlichen Kulturen und vielfältigen Gesichtern geworden. Im Rahmen der Gebietsreform kamen 1972 noch die vormals selbständigen Gemeinden Oberbeuren, Hirschzell und Kemnat zur Stadt dazu.
Rudolf Krause hatte eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Mit der neuen Rolle Kaufbeurens waren vielfältige Herausforderungen verbunden. Zwar waren die Industriebetriebe in Neugablonz schnell wieder aufgebaut worden und auch neuer Wohnraum war bereits entstanden. Nun galt es, die soziale Infrastruktur der Stadt zu stärken und Kaufbeuren zu einer Einheit zu formen.
Ganz besondere Verdienste hat sich Rudolf Krause dabei erworben, ein inneres Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den einheimischen Kaufbeurern und den Neubürgern aus dem Sudetenland zu schaffen. Dabei kam ihm sicher zugute, dass er als Schlesier selbst seine Geburtsheimat verloren hatte. Er hat selbst in der Zeit, als Deutschland von der kommunistischen Tschechoslowakei noch durch einen Eisernen Vorhang getrennt war, damit begonnen, Brücken in die alte Heimat zu bauen.
Rudolf Krause war ein Politiker zum Anfassen. Für viele war er „der Rudi“, aber gleichermaßen ein hochgeachteter Oberbürgermeister. Auch lang nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, sagte er mir, er habe immer ein schlechtes Gewissen, am Donnerstag auf den Wochenmarkt zu gehen. Da treffe er so viele Menschen, die mit ihm reden wollen, dass er garantiert zu spät zu seiner Frau nach Hause kommt. Ja, Rudi Krause war in Kaufbeuren eine Institution bis zu seinem Tode, obwohl sein letzter Tag im Rathaus fast 30 Jahre zurückliegt. 
Rudolf Krause war auch außerhalb unserer Stadt bestens vernetzt. Er hatte einen engen Draht nicht nur nach München und damals Bonn, sondern in alle Welt. 
Dennoch hätte er sich in seiner Amtszeit über eine noch stärkere politische Vertretung seiner Stadt in München, im Bayerischen Landtag gefreut. Daher hat er mich nach der richtungweisenden Entscheidung der Freien Wähler im Jahre 1997, sich landespolitisch zu betätigen, nachdrücklich ermutigt, für den Bayerischen Landtag zu kandidieren.
Rudi Krause war seit fast 50 Jahren Mitglied der Freien Wähler. Als sich im Zuge der Landtagskandidatur die Landesvereinigung gründete, war er einer der Gründungsmitglieder und blieb seiner politischen Heimat bis zu seinem Tod treu.
Rudolf Krause war mir ein väterlicher Freund. Er hat mich nicht nur dazu animiert, mich um ein Landtagsmandat zu bewerben, er hat mir auch viele gute Ratschläge gegeben und mich tatkräftig unterstützt. Er war ein echter Freund und stand an meiner Seite, in guten wie auch in schlechten Tagen. Ein Mensch, der trotz einiger schwerer Schicksalsschläge in seinem Leben immer optimistisch war und eine Lebensfreude ausstrahlet, die andere begeistern und aufrichten konnte. Als ich ihn kurz nach seinem 90. Geburtstag traf, bedauerte nur kurz, dass eine angemessene Feier seines Jubiläums wegen Corona nicht möglich war. Er meinte ganz locker. Das holen wir bei meinem 100. Geburtstag alles nach! Wir werden nun seinen 100. Geburtstag ohne ihn feiern müssen, aber das werden wir trotzdem tun!
Er war ein Mensch mit einem unglaublichen Willen. Mein Vater erzählte, dass Rudi angekündigt hatte, er werde in die Schweiz fahren und danach keine Zigarette mehr anfassen. Bemerkenswert, rauchte er doch damals mehrere Schachteln am Tag. Rudi fuhr eines Tages in der früh in die Schweiz, kam am Abend zurück und hielt Wort. Keine Zigarette mehr!
Sein Herz hing ganz besonders am Sport und dabei insbesondere am ESV Kaufbeuren. Ohne ihn hätte es das moderne Kunsteisstadion am Berliner Platz nicht gegeben. In den Jahren 1995 bis 1997, in der wohl schwersten Krise des Vereins, hat er als mein Vizepräsident maßgeblich dazu beigetragen, den ESVK zu retten und die Weichen für eine gute Zukunft zu stellen.

Lieber Rudi, Dein Weg auf dieser Erde ist nun zu Ende. Du wirst Deine Stadt auch weiter begleiten und im Herzen tragen, da, wo Du jetzt bist. Das, was Du geschaffen hast bleibt uns aber erhalten. Du hast Deine Stadt geprägt wie kein Zweiter, Du hast ihr ein modernes, weltoffenes und menschliches Gesicht gegeben. Das zu bewahren und fortzuführen ist nun unsere Aufgabe.
Lieber Rudi, Danke für Alles! Ruhe in Frieden!

 

Dein Bernhard Pohl

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